Chronik Posaunenchor Lünern

Der Evangelische Posaunenchor Lünern wurde im Januar 1911 gegründet. Damals wie heute wollen wir mit unserer Musik Menschen verbinden: in der Kirche, in der Gemeinde und bei vielen anderen Anlässen - zur Ehre Gottes. Dass dies seit 100 Jahren gelingt, erfüllt uns mit Dankbarkeit, Stolz und großer Freude. Unser Chor besteht heute aus 18 ausgebildeten Bläserinnen und Bläsern sowie drei Jungbläsern.

Auf Trompeten, Posaunen, Tuben und anderen Blechblasinstrumenten machen wir Musik in der Kirche und spielen vor allem Choräle und Kirchenmusik. Daneben trauen wir uns aber auch an Gospel, Swing, Volkslieder und sogar moderne Bläsermusik. Anlässe, die eingeübten Stücke aufzuführen, gibt es genug: Traditionell erhalten alle über 80-jährigen Gemeindeglieder ein Geburtstagsständchen von uns - natürlich mit obligatorischer Möglichkeit, sich zum Schluss ein Lied zu wünschen. Gottesdienste, Konzerte sowie Feste in der Gemeinde und von Vereinen tun ihr Übriges dafür, dass wir ungefähr alle drei Tage einmal im Einsatz sind - manchmal sind es aber auch drei Einsätze an einem Tag.

Neben Kirche und Musik wird bei uns die Gemeinschaft groß geschrieben. Etwa alle zwei Jahre gehen wir mit unseren Familien, Partnerinnen und Partnern auf große Fahrt und machen einen mehrtägigen Ausflug. Diese Reisen haben uns schon in viele Regionen Deutschlands geführt, 1989 sogar in die Neuen Bundesländer, die damals noch "DDR" hießen, zu unserem damaligen Partnerposaunenchor in Zwickau.

Das traditionelle Osterfeuer auf dem Clodt'schen Hof, Geburtstage, Hochzeitstage, Sommerfeste, Radtouren oder Baumfällaktionen lassen uns immer wieder auch ohne musikalischen Grund zusammentreffen.

Chronik des Posaunenchores

Teil I (1911 bis 1935)

Um das Jahr 1850 entstanden im Zuge der Erweckungsbewegung im Minden-Ravensburger Land die ersten Posaunenchöre. Von dort aus breiteten sich die Posaunenchöre schnell aus, und im ganzen nördlichen Westfalen wurden zahlreiche Posaunenchöre gegründet. Aufbauend auf dem grundlegenden und segensreichen Wirken der Pastöre Johannes Volkening und Eduard Kuhlo sorgte dann der "Posaunengeneral" Pastor Johannes Kuhlo dafür, dass die Posaunensache in allen Gemeinden Eingang fand. Auf vielen Reisen warb er unermüdlich und mit großer Liebe zur Posaunenmusik für ihre Ausbreitung, und so ist es nicht verwunderlich, dass auch im Kirchspiel Lünern allmählich der Gedanke an die Gründung eines Posaunenchores entstand. Am 17. Juni 1910 machte der Ev. Arbeiter- und Bürgerverein des Kirchspiels Lünern unter Leitung des Vorsitzenden Pfarrer Ernst Schulze-Neuhoff einen Ausflug nach Bethel. Beim dem Besuch eines Gottesdienstes unter den Bäumen des Zionsberges haben die hellen Klänge des Betheler Posaunenchores tiefen Eindruck hinterlassen. Dies war wohl der unmittelbare Anlass, auch im Kirchspiel Lünern einen Posaunenchor zu gründen. In der Sitzung am 29. Januar 1911 wurde die Gründung beschlossen. Der Chor war damals eine Abteilung des Ev. Arbeitervereins und diente in erster Linie außergottesdienstlichen Zwecken. Insgesamt wurden 400 Mark zur Beschaffung der Instrumente benötigt. Jeder Bläser hatte für das empfangene Instrument eine Kaution von 10 Mark zu hinterlegen. Der erste Chorleiter war Wilhelm Wellmann. Unter der Leitung von Wilhelm Wellmann machte der Chor bald "erkennbare Fortschritte" und "verschönte von nun an viele Versammlungen des Vereins mit erhebenden Darbietungen". Im Jahre 1912 wurde bereits mit Chören aus den Nachbargemeinden Heeren und Fröndenberg gemeinsam musiziert. Durch den 1. Weltkrieg 1918 wurde das Wirken des Chores stark beeinträchtigt. Feste und Feierlichkeiten fanden nicht mehr statt. Der Posaunenchor hat jedoch ohne Unterbrechung im 1. Weltkrieg fortbestanden. Die Übungsstunden wurden bis zum Jahr 1922 im Haus des Chorleiters abgehalten. Erst als Wilhelm Wellmann im Jahr 1922 Küster in Lünern wurde, sind auch die Übungsstunden in der Küsterei abgehalten worden. In der Folgezeit wirkte der Chor dann bei allen kirchlichen und gemeindlichen Feiern auch in den Nachbargemeinden Hemmerde und Flierich mit. Besonders zu dem Posaunenchor Flierich entstand eine freundschaftliche Beziehung.

Die folgenden Jahre waren erfüllt von weiterem segensreichem Schaffen und Blasen zur Ehre Gottes und der Chor konnte sich organisch fortentwickeln. Folgende Namen aktiver Chormitglieder unter der Leitung Wilhelm Wellmanns zwischen den Jahren 1911 bis 1935 sind bekannt: Heinrich Wellmann, Willi Mecklenbräucker, Fritz Rickert, Heinrich Frommeyer, Ernst Wellmann, Schulze-Bramey, Karl Brinkmann, Alfred Voß, Denninghaus, August & Karl Brauckschulze, Schulze-Neuhoff, Willy Köcher, Alfred Drever und Heinrich Biermann. In dieser Zeit wuchs der Posaunenchor zu einem gewichtigen Glied der Kirchengemeinde heran und gab durch sein Musizieren bei allen besonderen Anlässen in unserem Kirchspiel – u. a. bei der Gemeindehauseinweihung im Jahr 1929 – den passenden Rahmen. Dankbar wurde auch der neue, angemessene Probenraum in Gebrauch genommen.

Von etwa 1930 bis 1935 leitete Herr Karl Mielich den Chor. Das Blasen machte weiterhin Fortschritte und die Kontakte zu den Nachbarchören wurden auch in dieser Zeit der anwachsenden politischen Schwierigkeiten intensiv gepflegt. Als jedoch Ende 1936 Pfarrer Schulze-Neuhoff verstarb und auch in Lünern die bekannten Reibereien und politischen Widerstände entstanden, kam die Posaunenarbeit zum Erliegen. Die Instrumente wurden zum Teil verkauft, einige kamen nach Frömern, der Rest und die Noten wurden im Hause Wellmann aufbewahrt.

Teil II (1947 bis 1954)

Nach dem Krieg fuhren im Jahre 1947 fuhren drei frisch konfirmierte junge Leute , C. Degenhardt, H. Bräkelmann und Carl Lehmkemper zum 1. CVJM-Treffen nach dem Kriege nach Lippstadt. Mit von der Partie war auch Dieter Michalik aus Zweihausen. Sie erlebten in Lippstadt dass Zusammenspiel mehrer Posaunenchöre, die zu einem Chor vereint waren. Sie waren so beeindruckt, dass sie die Wiedergründung des Posaunenchores beschlossen- Nach anfänglichem Zögern erhielten sie von Pfarrer Schulze-Manneling die Erlaubnis und Hilfe zur Neugründung. (Anmerkung 1) Unter der Leitung des alten Chorleiters Wilhelm Wellmann wurde mit alten und verbeulten Instrumenten ein Neuanfang gewagt. Junge Leute erlernten das Musizieren, unter anderem Karl-Heinrich Landwehr, Heinrich Bräckelmann, Karl Degenhardt und Dieter Michalik. Der erste Auftritt war dann unter Mithilfe des Posaunenchores aus Massen das Missionsfest im Jahre 1949 auf dem Kirchplatz.

Wenige Monate später musste Wilhelm Wellmann aus gesundheitlichen Gründen die Chorleitung abgeben und Friedhelm Kettwichter aus Stockum übernahm den Chor. Mit unermüdlicher Energie bei der Nachwuchsarbeit wurde der Chor auf 15 Personen vergrößert. Die Instrumente aus Frömern wurden zurückgeholt und es wurden noch einige gebrauchte Hörner gekauft. Die bläserische Qualität des Chores verbesserte sich zusehends. Ab dem Jahr 1949 spielt der Posaunenchor bei allen Gemeindemitgliedern, die 80 Jahre oder älter werden, zum Geburtstag ein Ständchen.

Jetzt begann auch die Tradition, am Heiligabend mit einem offenen Wagen hinter einem Trecker durchs Kirchspiel zu fahren und Advents- und Weihnachtslieder zu spielen. Bereits zu dieser Zeit nahm der Chor an Posaunenfesten teil, spielte im Ev. Krankenhaus in Unna und musizierte im Jahr 1951 mit dem neu gegründeten Posaunenchor Hemmerde. 1951 wurde auch der erste 2-tägige Ausflug nach Selm unternommen. Im Jahre 1953 statteten die Bläser dem aus Lünern gebürtigen Pfarrer Müller in Schwarzenau / Eder einen Besuch ab.

Teil III (1955 bis 1985)

Im Jahre 1955 verließ der Chorleiter Friedhelm Kettwichter mit sieben weiteren Bläsern den Chor. Der damals 20-jährige Karl-Heinrich Landwehr übernahm die Chorleitung und mit den verbliebenen und neuen Mitgliedern unter der tatkräftigen Mithilfe der Kirchmeister Wilhelm Voigt und Heinrich Brumberg war der Chor recht schnell wieder blasfähig. Es wurden die ersten Posaunenfeste in Hamm, Essen, Dortmund und Münster besucht und gemeinsam mit vielen tausend Bläsern musiziert. In den Jahren 1957 und 1958 wurde das Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Blasqualität mit gleichzeitiger Umstellung auf neue Bläserliteratur gelegt. 1958 und 1960 wurden sie ersten Adventskonzerte gemeinsam mit dem Singkreis Lünern veranstaltet. Im Jahr 1961 feiert der Chor sein erstes großes Jubiläum.

50 Jahre ist der Chor nun alt und es wird groß gefeiert. Eine Festschrift wird verfasst und das Jubiläum wird am Sonntag, den 25. Juni 1961, mit allen Chören aus der Synode Unna durchgeführt. Der Posaunenchor Lünern hatte zu der Zeit 15 Mitglieder: Heinrich Dreischer, Karl Degenhardt, Karl-Heinz Haeseler, Dieter Michalik, Fritz Lorey, Klaus Dörnemann, Fritz Eckey, Heinz-Günter Michalik, Ulrich Schulze-Marmeling, Heinrich Bräckelmann, Otto Schulze-Steinen, Herbert Grundmann, Herbert Schmidt, Paul Markmann (nicht im Bild) und Karl-Heinrich Landwehr. Die nächsten Jahre waren ausgefüllt mit intensivem Üben und mit der Ausbildung neuer Bläser. So wurde im Jahr 1962 erstmalig ein Frühlingskonzert mit dem Männergesangverein "Sangeslust Lünern" veranstaltet.

Als besondere Höhepunkte aus den 60er Jahren ist die Teilnahme an den Kirchentagen in Dortmund und Köln zu erwähnen, bei denen wir mit vielen anderen Bläsern die Abschlussfeier gestalten konnten. Ab dem Jahr 1968 haben wir bei den Schützenfest-Zeltgottesdiensten zu Pfingsten in Lünern und Stockum mitgewirkt. Die nachfolgenden Jahre waren ausgefüllt mit zahlreichen Aktivitäten sowohl nach innen als auch nach außen. Es können hier nicht alle Einzelheiten aufgeführt werden. 1971 feierten wir gemeinsam mit den Posaunenchören aus Fröndenberg und Altenbögge das 60-jährige Chorjubiläum. Die Übungsstunden konnten von diesem Zeitpunkt ab bereits im neu erbauten und gerade eingeweihten neuen Gemeindehaus (Ludwig-Polscher-Haus) in Lünern stattfinden.

Wir haben im Jahr 1974 Pfarrer Alfred Schulze-Marmeling zu Grabe getragen und im Anschluss Pastor Friedemann Schlemm in der Gemeinde begrüßt. Im Jahr 1976 hat mit Renate Reyersbach die erste Bläserin zu üben begonnen und 1979 wurde das Philipp-Nicolai-Haus in Uelzen eingeweiht. Von 1972 bis 1984 haben wir schöne und erlebnisreiche Ausflüge gemacht, die uns in die Rhön, in den Solling, in den Harz, ins Fichtelgebirge, zur Mosel nach Trier und in den Odenwald geführt haben. Wir hatten unsere Instrumente immer dabei und erinnern uns noch mit großer Freude an das herrliche Konzert in der Abteikirche zu Amorbach.

Teil IV (1986 bis 2010)

Im Mai 1986 feierte die Gemeinde Lünern gemeinsam mit den Bläserinnen und Bläsern des Ev. Posaunenchores und gemeinsam mit den befreundeten Nachbarchören ein großes Jubiläumsfest: 75 Jahre Posaunenchor Lünern. Auch im Jahr 1986 war der Landesposaunenpfarrer aus Sachsen, Siegfried Fritz, im Kirchenkreis Unna zu Besuch und es hat sich ein erster Kontakt zu einem Posaunenchor in der DDR ergeben. Dieser Kontakt sollte dann zu einem Besuch des Posaunenchores Reinsdorf bei Zwickau zu Pfingsten 1989 führen. Bereits im Jahr 1990 sind dann die Bläser aus Reinsdorf mit ihren Familien zu einem Gegenbesuch in Lünern gewesen, denn es waren die Grenzen überraschend offen und Reisen von Ost nach West für alle DDR-Bürger möglich.

Im Jahr 1991 war der Chor nochmals in Sachsen und dort ist auch das historische Foto vor den Trümmern der Frauenkirche entstanden. In der Zeit von 1986 bis zum Jahr 2000 wurden insgesamt 19 Jugendliche ausgebildet, die länger als zwei Jahre im Chor waren. Von diesen Jugendlichen sind heute lediglich noch drei Bläser aktiv im Chor tätig. Natürlich werden immer wieder junge Erwachsene das Interesse an der Posaunenarbeit verlieren, aber diese hohe Zahl der ausscheidenden Bläser sollte uns doch nachdenklich machen und die Konzeption der Nach?wuchsarbeit überdenken.

Folgende Bläser waren im Jahr 1990 im Chor aktiv: Karl Degenhardt, Karl-Heinrich Landwehr, Klaus Dörnemann, Ulrich Schmidt, Rudolf Schmidt, Michael Wellmann, Ernst-Heinrich Zimmer, Karl-Heinz Baumgärtner, Friedhelm Baumgärtner, Hartmut Pflaum, Elke Adamczewski, Holger Höwel, Peter Klatthaar, Karin Olczewski, Silke Bollhorst, Dirk Limbacher, Götz Freyberg, Britta Baumgärtner, Heide Vogt, Roland Vogt, Ines Dreischer, Tobias Clodt, Tim Baumgärtner, Andrea Wald und Manfred Zizek. Das Jahr 1991 wurde geprägt vom Ev. Kirchentag im Ruhrgebiet. Der Chor war mit insgesamt 8 Einsätzen gut beschäftigt. Unvergessene Höhepunkte waren sicherlich der Eröffnungsgottesdienst am Bergbaumuseum in Bochum, die Kuhlo-Gedenk-Veranstaltung in der Westfalenhalle mit Werner Benz und Karl-Heinz Saretzki sowie der Abschlussgottesdienst im Gelsenkirchener Parkstadion.

Die Ausflüge in der Zeit von 1988 bis zum Jahr 2000 führten nach Mainz, nach Reinsdorf und Dresden in Sachsen, nach Schmiedefeld in Thüringen mit dem Besuch der Wartburg sowie Tagesausflüge zum Kloster Corvey, nach Köln und an den Niederrhein nach Kevelaer. Im Jahr 1991 wurde mit einem Bläsergottesdienst zum 80-jährigen Jubiläum mit anschließendem Empfang unter Teilnahme des Landesposaunenwartes Karl-Heinz Saretzki gefeiert. Ein Open-Air-Gottesdienst zur Einweihung des Nicolai-Viertels in Unna war ein besonderes Ereignis im Jahr 1993. Hier haben wir auch erstmals vom Turmumlauf der Stadtkirche Unna gespielt, ein ganz besonderes Erlebnis. Die erste und bisher einzige chorinterne Hochzeit fand im Mai 1995 statt. Britta Baumgärtner und Hartmut Pflaum gaben sich unter den Klängen des Posaunenchores das Jawort. Im Jahr 1995 wird Pfarrer Friedemann Schlemm aus der Kirchengemeinde verabschiedet und ein Jahr später Pfarrerin Heike Lohmann in ihr Amt eingeführt. Zum Philipp Nicolai-Jubiläum 1995 in der Stadtkirche Unna konnte der damalige Ministerpräsident des Landes NRW, Johannes Rau, als Redner gewonnen werden und im August 1998 wurde der 1. Westfälische Kirchentag auf dem Unnaer Marktplatz und in der Stadtkirche durchgeführt. Seit den 90er Jahren veranstaltet der Posaunenchor sein Traditionsosterfeuer auf dem Bauernhof Clodt in Nordlünern.

Immer am Ostersamstag werden Freunde und Bekannte eingeladen und Groß und Klein sitzen gemeinsam am Feuer und genießen den schönen Blick über die Uelzener Heide bis zur Unnaer Stadtkirche.

Quelle: www.posaunenchor-luenern.de

Anmerkung 1: Nach einem Bericht von Carl Lehmkemper Quartalsprophet 2/2013