Ev. Kirche Hemmerde
Vorraum
Im Vorraum der Kirche erhebt sich über den 2 m dicken Mauern ein dreigeschossiger Turm aus dem 14. Jahrhundert.
Mitsamt dem Helmdach von 1726 ist er 29,65 m hoch, mit seinem Hahn ein Zeichen christlicher Präsenz, aber auch der Wehrhaftigkeit früherer Jahrhunderte.
Grünsandstein ist das Baumaterial des Turms. An den Wänden sind Wappen-Grabsteine aus dem 17.-18. Jahrhundert zu sehen.
Außenansicht
Der linke Grabstein zeigt neun Wappen, in der Mitte das des verstorbenen Vogtes von Elspe.Sie sind umrandet von der Inschrift: "Ao 1746 D 14 Juny ist der hoch Wohlgeborne Friedrich Wilhelm Voigt von Elspe Herr zu Westhemmerde Borchhausen im 65 Jahr seines Alters selig entschlafen."
Der rechte Grabstein zeigt acht Wappen. Sie sind umrandet von der Inschrift: "Ao 1706 D 10 Tag Decemb ist die hochwohlgeborne Johanna Maria von Bodelschwingh Frauw von Voigt Westhemmerde Borghausen und Werl im Herren seliglich entschlaffen."
Das Langhaus
Wir steigen zwei Stufen in das Langhaus hinab. Licht fällt durch flachbogige Seitenfenster und der Blick wird auf die barocke Kanzel von 1677 gelenkt. Auf den Schauseiten der Kanzel laden die vier Evangelisten ein zum Hören auf die Heilige Schrift. Ihnen beigestellt sind die Symbolgestalten:
Engel (Matthäus)
Löwe (Markus)
Stier (Lukas)
Adler (Johannes)
Die Kanzel
Auf dem Schalldeckel der Kanzel lädt ein rustikaler Engel ein: “Kommt herein und lasst euch Gutes verkünden”.
Auf einem Spruchband über dem Predigenden heißt es: „Esaia LVIII: Ruffe getrost, schone nicht. Erhebe deine Stimme wie eine Posaun“ (Jesaja 58,1).
Ursprünglich hielt der Engel ein Spruchband in den Händen mit „Gloria in excelsis deo“.
Taufstein
Moses schlägt Wasser aus dem Berg, Manna fällt vom Himmel, der Weg durch das Schilfmeer, Gott gibt Moses die Gesetzestafeln
Gegenüber steht der moderne Taufstein, geschaffen 1953 vom Hemmerder Künstler Josef Baron aus einem 750 kg schweren Anröchter Dolomitquader.
Die Kreuzform weist auf Jesus Christus als Erlöser und Heiland hin. An den Endpunkten des Kreuzes ragen die Köpfe der vier Evangelisten aus dem Stein. An den Seiten zeigen vier Reliefs Heilsgeschichten aus dem erstenTestament.
Tauf- und Osterkerzenleuchter
Direkt daneben zeigt der Tauf- und Osterkerzenleuchter, 1957 von Josef Baron geschaffen, die Geschichte von Jona.
Von einem großen Fisch verschlungen reckt er hilfesuchend die Arme zum Licht.
Das Querhaus mit Altar
Nun gelangen wir in den ältesten Teil des Kirchenbaus, das Querhaus, entstanden am Ende des 12.Jahrhunderts. In der Mitte (Vierung) steht heute der Altar, dessen Platte noch aus der Entstehungszeit der Kirche stammt. An ihren vier Ecken sind Weihekreuze eingemeißelt.
Das Vortragskreuz, beidseitig gestaltet (vorne mit Korpus, hinten mit Lamm-Gottes- und Evangelisten-Darstellung) auf dem Altar, ist in romanischer Tradition nach einem Vorbild der Schlosskirche Holte-Stukenbrock geschaffen. Der Fuß des Kreuzes und die Altarleuchter sind moderne Schöpfungen
Im nördlichen Querhaus befindet sich ein zweibahniges Maßwerkfenster mit geometrischen Ornamenten aus Antikglas und Blei,1983 von dem Unnaer Künstler Wilhelm Buschulte geschaffen. Unter dem Fenster hängen Geschlechtertafeln aus dem 17. Jahrhundert.
An der Ostseite sieht man die flach vermauerte Apsis, über deren seitlichen Säulen sich bemerkenswerte romanische Kapitelle befinden, das linke mit der Darstellung eines Kopfes (mit Bischofsmütze “Stab und Fisch”).
Schatz im Acker
Im südlichen Querhaus fällt Licht durch ein romanisches Rundbogenfenster aus dem 12.Jahrhundert. Links davon wurde ein Teil der ursprünglichen Bemalung freigelegt (ebenso nördliches Querschiff).
In der Apsis befindet sich der 1975 in die romanische Fensteröffnung eingebaute „Schatz im Acker“ von Wilhelm Buschulte.
Beide Kapitelle der romanischen Säulen zeigen eine besondere Gestaltung.
Möglicherweise das Gleichnis vom Sämann-Wort-Gottes-Acker mit Vogeldarstellung
Eine Taube (Hl. Geist) und eine Sonne (Ewigkeit/Licht).
Der Chorraum
Zurück am Altar schauen wir auf den Chorraum. Bis 1868 befand sich hier ein Marienaltar von Konrad Borgentreich (heute Stadtmuseum Braunschweig). Jetzt steht hier der Orgelprospekt, im rechten Chorraum der zugehörige Spieltisch.
Darüber ist ein Fenster mit original gotischen Maßwerkformen zu sehen.
Links vom Orgelprospekt fällt der Blick auf die gotische Sakramentsnische mit Abendmahlskelch (17. Jahrhundert) und Leuchter Engel (15.Jhd.), dem ältesten Objekt in der Kirche. So sind wir wieder bei den Engeln angelangt und geben Ihnen gerne ein Psalm Wort mit auf den Weg: “Er hat seinen Engeln befohlen, dass siedich behüten auf allen deinen Wegen.” (Ps. 91)
Die Orgel
Die Geschichte der Orgel in der Hemmerder Kirche reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück.
Die heutige Orgel wurde 1955 durch die Firma Kemper aus Lübeck installiert. Der Prospekt bestimmt dominant den Chor. Bereits beim Betreten der Kirche fällt dieses ins Auge.
Die Orgel ist mit einem Taschenladensystem ausgestattet, das elektropneumatisch gesteuert wird.
Der Spieltisch hat zwei Manuale (Haupt -und Oberwerk), ein Vollpedal, vier Koppeln, zwei freie und eine feste Kombination und einen Tremulant.
Die Register bieten eine Mischung aus Prinzipalen, Flöten, Gedackten, einer Mixtur, Aliquoten und sogar einem Zungenregister.
Diese Zusammenstellung ermöglicht ein variantenreiches, den Kirchenraum füllendes Orgelspiel.